Nachdem ich vor einiger Zeit bereits einen Artikel über die Zeichen (Sterne, Dreieck, Quadrat) auf Aquarellfarben geteilt habe (hier), kam von einigen Leser*innen mehrfach die Frage auf, was denn nun die Buchstaben-Zahlenkombination auf den Farben genau zu bedeuten hat. Denn darauf bin ich nur kurz eingegangen. Deswegen kommt heute also eine ausführliche Erklärung für dich.
Buchstaben und Zahlen auf deinen Aquarellfarben
Wenn du Aquarellfarben kaufst, egal ob im Napf oder in der Tube, kannst du bei genauem Hinsehen sehr oft solche Angabe darauf finden:
Eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen, die immer mit einem ‚P‘ beginnt.
Das gibt es leider nicht auf allen Farben. Hersteller von sehr preisgünstigen Hobbyfarben geben dies in der Regel nicht an. Aber du wirst es auf jeden Fall auf den Aquarellfarben gängiger Hersteller wie Schmincke, Royal Talens oder Winsor & Newton finden.
Jede Farbe besteht aus Pigmenten. Jedes Pigment – egal ob organisch, mineralisch oder synthetisch – ist eine chemische Zusammensetzung und hat sowohl einen chemischen Namen als auch eine dazugehörige Abkürzung. Und genau diese steht auf den Näpfchen und Tuben. Dabei handelt es sich um einen international standardisierten Color Index (der übrigens nicht nur für Künstlerfarben, sondern z. B. auch für Kosmetik gilt). Das bedeutet, dass die Pigmente weltweit die gleichen Abkürzungen haben.
Es sind also in allen Farben, in denen z. B. PB 29 drauf steht, auch dieses bestimmte Pigment drin – egal welcher Anbieter oder welche Farbe (Acryl, Öl, etc.).
Diese Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen sagen dir, aus welchen Pigmenten sich die Farbe zusammensetzt. Das P steht dabei immer für ‚Pigment‘. Der darauf folgende Buchstabe ist der Anfangsbuchstabe des englischen Namens der Farbtongruppe.
- PW – pigment white
- PY – pigment yellow
- PO – pigment orange
- PR – pigment red
- PV – pigment violet
- PB – pigment blue
- PG – pigment green
- PBr – pigment brown
- Pbk – pigment black
Die Ziffer dahinter verrät, an welcher Stelle dieses Pigment unter dem entsprechenden Farbton gelistet wird.
Ein Beispiel für dich:
Auf dem Kadmiumgelb von Schmincke findest du folgende Angabe: PY 35. Konkret heißt das: Es wurde das Pigment Yellow 35 genutzt, was laut Color Index System ‚Hansa Yellow‘ heißt.
Falls ich dich neugierig gemacht habe, dann findest du eine Übersicht über alle Abkürzungen und chemische Namen hier: Color of Art Pigment Database
Übrigens: Farben können mehr als nur ein Pigment enthalten. Das Bergblau von Schmincke z. B. besteht aus folgenden drei: PW 5, PB 29, P G7
Was nützt dir das jetzt?
Es ist interessant und wichtig zu wissen, dass egal welcher Name auf deiner Farbe draufsteht, entscheidend für den Farbton das darin enthaltene Pigment ist. So können z. B. zwei Farben unterschiedlicher Anbieter Phthalogrün heißen. Wenn jedoch unterschiedliche Pigmente darin sind, werden sie auch anders aussehen.
In dem Beispiel unten siehst du zwei Grüntöne von verschiedenen Anbietern, die sich beide Phthalogrün nennen. Letztendlich sehen sie aber gar nicht gleich aus. So ist eins ist kühler als das andere. Denn für beide wurde ein anderes Pigment verwendet.
Gleichzeitig gibt es zwei Farben mit den gleichen Pigmenten, aber verschiedenen Namen (Phthalogrün und Heliogrün). Diese wiederum sind sich daher optisch sehr ähnlich.
Du siehst schon, das Ganze ist etwas verwirrend. Und vielleicht denkst du jetzt: „Interessant. Aber ist das irgendwie wichtig für mich?“
Meine Antwort lautet „Ja“, und hier ist der Grund:
Was noch?
Ist es dir schonmal passiert, dass du ein Rot und ein Blau gemischt hast, um ein Violett zu erhalten, aber es kam dabei eher ein bräunlicher Ton heraus? Das lag dann nicht an dir und deinen Mischkünsten. Sondern eben an den Pigmenten in deinen Farben. Denn auch wenn sich eine Farbe Rot nennt, kann sie orangefarbene Pigmente enthalten. Oder ein Blau beinhaltet Pigmente in Blau und Grün. Schon kann diese Mischung aus Orange + Blau + Grün kein Violett mehr ergeben.
So kannst du bei deinem nächsten Einkauf darauf achten, möglichst Farben mit nur einem Pigment zu kaufen, um dir das Mischen weiterer Farben zu erleichtern.
Außerdem wird es dir jetzt auch nicht mehr passieren, dass du unterschiedliche Farben kaufst, letztendlich aber – weil sie die gleichen Pigmente enthalten – doch die gleichen Farben in deinem Farbkasten hast. Dein neues Wissen spart dir also sowohl etwas Geld als auch ein paar Enttäuschungen.
Zugegeben, dieser Post war etwas nerdig. Aber ich hoffe dennoch, du konntest aus diesem Posting etwas für dich mitnehmen. Wenn du noch Fragen dazu hast, schreib mir gerne einen Kommentar.
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