5 Fragen an: Gesche Santen

Titelbild Interview Aquarell Künstlerin Gesche Santen
Lesezeit: 4 Minuten

Geht es dir auch manchmal so: Du machst einen Spaziergang durch den Wald oder Park und entdeckst am Wegrand eine kleine Blume. Dann denkst du bei dir, dass diese so hübsch ist, dass du sie gerne pflücken und in eine Vase stellen oder einfach in einem kleinen Bild festhalten möchtest?
Das passiert mir persönlich sehr oft. Und der Künstlerin, die ich dir heute gerne vorstellen möchte, wahrscheinlich noch viel öfter: Gesche Santen

Es gibt nicht den einen, richtigen Weg zu malen, kreativ zu sein oder als Künstler*in zu leben.

Gesche Santen: Ökologin und Künstlerin


Gesche Santen ist studierte Ökologin und autodidaktische Künstlerin. Sie verbindet ihre Liebe zur Natur und zum Malen auf eine ganz besondere Weise: jede ihrer Skizzen, jedes Bild, das sie malt, ist immer eine kleine wissenschaftliche Beobachtung, ein künstlerisches Entdecken von Form, Farben, Besonderheiten. Ihr bevorzugtes Sujet dabei sind Blumen, gerne auch Wildblumen.

Sie zieht selten ohne ihr botanisches Skizzenbuch los. Und auf ihrem Maltisch kann man wahrscheinlich zu jeder Jahreszeit Wildblumen oder Zweige finden. Denn ihre Studien bedeuten für sie Erdung im Alltag und eine tiefere Verbindung zur Natur.

Auf ihrem Blog teilt sie neben ihren Bildern und Einblicken in ihr Skizzenbuch auch Malanleitungen. Zum einen Gratis-Kurse, wie zum Beispiel ihr aktueller Minikurs „Märzveilchen in Aquarell“. Außerdem kannst du dort Online-Kurse finden oder Mitglied in ihrer Wildblumen-Akademie werden. Letztere beinhaltet jeden Monat neue Tutorials, Übungen zu Technik und Farbe, und – und dies ist ihr wichtig – Unterstützung und Ermutigung. Denn mit ihren eigenen Erfahrungen als Autodidaktin weiß sie, welche Ängste und Zweifel während des Malens aufkommen können. Und bei aller Präzision im Malen ist ihr eins besonders wichtig: Jede*r soll Freude am Malen haben!

Titelbild Interview Aquarell Künstler

5 Fragen an Gesche Santen


Wie bist du zur Aquarellmalerei gekommen?

Ich habe schon immer gemalt, mit allen Farben und Stiften, die ich als Kind in die Hände kriegen konnte. Mit 11 schenkten mir meine Eltern dann meinen ersten Aquarellkasten, inklusive Pinsel, Papier und einem Buch über Aquarellmalerei. Seitdem ist es um mich geschehen.

Ich liebe die Kombination aus Freiheit, Luftigkeit und Präzision und kein anderes Medium konnte dem Aquarell seither das Wasser reichen.

Woher nimmst du deine Ideen, was inspiriert dich?

Die Natur vor meiner Haustür. Insbesondere die Pflanzen. Mich interessiert besonders die Pflanzensoziologie, also warum Pflanzen in welchen Kombinationen vorkommen und, was das über die Umweltbedingungen dort aussagt.

Innehalten, genauer hinsehen und (be-)wundern ist das, was mich am meisten zum Malen inspiriert.

Hast du einen Tipp für alle, die gerade das Malen mit Aquarellfarben beginnen?

Ja, ich habe sogar gleich drei:

  1. Wenn du als Anfänger*in an Material sparen möchtest, dann spare lieber an den Farben, als am Papier. Mit günstigen Farben in Schülerqualität kann man auch wunderschöne Ergebnisse erzielen, wenn du auf Qualitätspapier arbeitest. Umgekehrt gilt das nicht.
  2.  Vermeintliche Fehler gehören dazu. Sie sind Teil des Lernprozesses. Alle Kreativen, die du auf Instagram siehst, haben eine Geschichte mit Bergen an Bildern, die nicht geworden sind oder halbfertig in Schubladen herumliegen. Wenn du dein Bild versaust, hast du nicht versagt, sondern reihst nicht ein mit allen anderen Künstler*innen der Geschichte. Darum:
  3. Lege dir eine „Nicht so gut“-Schublade (oder Karton) an, in dem du alle Bilder verschwinden lässt, die du vermeintlich versaut hast.
    Dann kannst du periodisch da mal reingucken und entweder feststellen, dass deine alten Bilder gar nicht so schlecht waren oder, dass du schon enorme Fortschritte gemacht hast.
Beispiel Aquarell Interview Aquarell Gesche Santen
Was hättest du – bezüglich Malen/Kreativität – gerne früher gewusst?

Es gibt nicht den einen, richtigen Weg zu Malen, kreativ zu sein oder als Künstler*in zu leben. Visionen von Stunden allein für dich und deine Kunst in einem lichtdurchfluteten Atelier sind von den Medien und der Kunstgeschichte geprägt. Die meisten von uns haben aber: Familie, Krankheiten oder Behinderungen und/oder einen weiteren Job.

Das ist okay. Wir können uns unser kreatives Leben so bauen, wie es zu uns passt, und das ist selten instagram-würdig.

Für mich bedeutet das zum Beispiel, dass ich meine Originale im Moment nicht verkaufe, denn ich möchte mir Raum geben für Entwicklung und Experimente. Außerdem habe ich noch nie eine 30-Tage-Sketch-Challenge durchgehalten. Ich arbeite in intensiven Schüben, unterbrochen von komplett malfreien Erholungsphasen.

Nichts davon macht mich weniger zur Künstlerin. Ganz im Gegenteil. Seit ich nicht mehr versuche mich zum täglichen Malen zu zwingen, und die Brachephasen als Teil meines kreativen Zyklus betrachte, sind die Mal- und Kreationstage umso intensiver!

Es ist also egal, wie du Platz fürs Malen in deinem Leben findest, ob jeden Tag 5 Minuten oder zweimal im Jahr 5 Tage. Du darfst deinen eigenen Weg finden und die vermeintlichen Ideale in deinem Kopf hinter dir lassen.

Auf welches Tool kannst du beim Malen nicht mehr verzichten?

Mein Mallappen! Ich benutzte am liebsten alte Frottee-Gästehandtücher, sie sind fusselfrei und saugfähig. Wasserkontrolle, oder besser Wasserbewusstsein, ist in der Aquarellmalerei sehr wichtig, um gezielt feine Details oder freie, aquarellige Farbverläufe zu erzeugen. Darum ist so ein schnöder Mallappen ein unterschätzter Begleiter und für mich nicht mehr wegzudenken.

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